Ich kann dir nicht wirklich eine Klinik empfehlen und bin auch der Meinung, dass alles zum richtigen Zeitpunkt kommt. Mit dem heutigen Wissen hätte ich mir jedoch höchstwahrscheinlich eine andere Klinik herausgesucht. Allerdings bin ich heute ja auch nicht mehr die, die ich zum Zeitpunkt meines Burnouts war. Heute würde ich mir eine Klinik für Psychosomatische Medizin und Psycho­therapie mit integrativem Ansatz und einen Blick für humanistische Psychologie (Gestalttherapie) heraussuchen. Ich wusste damals jedoch überhaupt nicht, dass ich mir eine Klinik aussuchen kann, geschweige denn, welche Ansätze es gibt. Woher sollte ich das auch wissen? Ich steckte mitten im Burnout und habe das Erstbeste genommen, was ich bekommen konnte. Sowohl bei der Klinik als auch bei der Therapeutin, bei der ich anschließend meine ambulante Therapie machte. Die Wartezeiten bei Klinken und Therapeuten sind ja ewig lang, da ist es bestimmt besser, gleich zuzugreifen, dachte ich damals.

Damit kein Missverständnis entsteht: Der Aufenthalt in der Klink war gut und war auch irgendwie nicht gut und ich frage mich bis heute, welchen Ansatz die dort eigentlich hatten. Ich habe meinen stationären Aufenthalt als „Auffangstation“ erlebt: Mit einem Dach über dem Kopf, einem Bett, regelmäßigem Essen und einer Tagesstruktur. Ich musste mich (für den Moment) nicht um meine Existenzerhaltung kümmern. Ich wurde versorgt. Auf dem Wochenplan standen: Ein Einzeltherapiegespräch (mit einer jungen Therapeutin), Gruppentherapie sowie weiteren optionalem Angeboten in der Tagesklinik wie Maltherapie, Tanztherapie, Musiktherapie, Ergotherapie, Progressive Muskelentspannung, Massagen und emotionales Training.

Ich habe (aus heutiger Sicht) mein Muster voll in der Klinik ausgelebt und meine Aha-Erlebnisse kamen nicht durch die Gespräche mit den Therapeuten und Ärzten, sondern Dank meiner Selbstbeobachtung. Ich habe mich an vielen Stellen selbst beobachten können. In der Tanztherapie kamen Gefühle hoch, die ich so nicht kannte, bei der Ergotherapie hatte ich beim Korbflechten einen wirklichen Aha-Moment: Ich habe körperlich und gedanklich erfahren, warum ich in der Klinik bin. Es gab zwar in dieser Klinik so gut wie gar keine Interventionen und wenig Raum für Austausch und begleitenden Prozesse, doch ich hatte Zeit bekommen, inne zu halten und mich selbst zu beobachten. Vielleicht war das der Therapieansatz: Dass sich die Patienten selbst beobachten lernen. Doch dann braucht es in meinen heutigen Verständnis einen Boden, sprich, einen Austausch und eine Begleitung von diesen Erkenntnissen. Insofern würde ich mir heute eine Klinik aussuchen, die viel Raum für therapeutischen Austausch bietet – und das möglichst auch in einer Gruppe, da ich persönlich Gruppenprozesse für sehr wirkungsvoll halte.

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